Wie man eine zweite Sprache lernt

Zweitspracherwerb bei Kindern – Chancen und Herausforderungen im Unterricht

Der Erwerb einer Zweitsprache ist eine spannende Reise. Wenn Kinder beginnen, eine zweite Sprache zu lernen, haben sie bereits grundlegende Erfahrungen mit Sprache gesammelt, sei es in ihrer Muttersprache oder einer anderen erlernten Sprache. Das erleichtert den Spracherwerb, denn sie bringen bereits ein gewisses Sprachverständnis, Lernstrategien und Kenntnisse von grammatikalischen Strukturen mit. Dennoch ist der Prozess nicht immer einfach – besonders im Schulumfeld, wo die Sprache oft anders vermittelt wird als im Alltag.

Alltagsnähe und Unterrichtssprache – Eine Balance finden

Eine besondere Herausforderung im Zweitspracherwerb im Klassenzimmer ist die Diskrepanz zwischen der Sprache, die im Unterricht verwendet wird, und der, die Kinder im Alltag hören und sprechen. Die Lehrperson muss daher darauf achten, dass die Kinder sowohl die formale als auch die alltagstaugliche Sprache kennenlernen. Dazu gehört, im Unterricht verschiedene Sprachstile zu verwenden und alltägliche Situationen gezielt zu inszenieren. Dies hilft den Kindern, sich nicht nur im Schulkontext, sondern auch im täglichen Leben in der neuen Sprache zurechtzufinden.

Wer lernt Sprachen besonders leicht?

Die Frage, wer Sprachen leicht lernt, ist schwer zu beantworten. Viele Wissenschaftler haben versucht, dies herauszufinden, doch die Ergebnisse zeigen, dass der Spracherwerb von einer Vielzahl an Faktoren abhängt. Dazu gehören:

  • Intelligenz
  • Fähigkeiten
  • Lernstil
  • Persönlichkeit
  • Motivation (!)

Doch selbst wenn ein Kind alle diese Charakterzüge besitzt, wird es ohne Möglichkeiten, die Sprache anzuwenden, nicht erfolgreich sein. Interaktionen mit Muttersprachlern sind dabei von grosser Bedeutung, da sie als Vorbilder für AusspracheAusdruck und kulturelle Nuancen fungieren. Das Anwenden der Sprache in realen Situationen ist der Schlüssel zum Erfolg.

Die Interimssprache – Ein natürlicher Teil des Lernprozesses

Beim Lernen einer neuen Sprache machen Kinder oft Fehler. Diese Fehler sind Teil der sogenannten Interimssprache– einer Übergangssprache, die sich zwischen der Muttersprache und der Zielsprache bewegt. Sie enthält manchmal Elemente der Erstsprache, aber auch neu erlernte Strukturen der Zweitsprache, die jedoch noch nicht vollständig beherrscht werden.

Typische Fehler in der Interimssprache sind:

  • Auslassen von Wörtern
  • Übergeneralisierungen (zum Beispiel die falsche Anwendung einer Regel auf alle Wörter)
  • Übersetzungsfehler

Diese Interimssprache ist ein natürlicher, ständig sich verändernder Teil des Lernprozesses. Sie zeigt nicht immer den genauen Wissensstand des Lerners, sondern oft nur die neuesten, noch nicht verfestigten Strukturen. Es kann vorkommen, dass Kinder auf einem bestimmten Niveau der Interimssprache steckenbleiben, wenn sie:

  • Keine Motivation mehr haben
  • Kein konstruktives Feedback zu ihrer Interimssprache erhalten

Die Bedeutung der Interimssprache für den Sprachunterricht

In vielen Schulklassen gibt es heute Kinder, für die Deutsch die Zweitsprache ist. Diese Kinder sprechen oft eine Interimssprache, in der Fehler auftreten. Um ihnen zu helfen, die Sprache vollständig zu erlernen, brauchen sie gezieltes Feedback und genügend Möglichkeiten, die Sprache anzuwenden. Wenn sie nicht ausreichend gefördert werden, besteht die Gefahr, dass sie ihre Sprachentwicklung nicht fortsetzen.

Was brauchen Kinder im Zweitspracherwerb?

Kinder in der Grundschule benötigen gezielte Unterstützung, um die Zweitsprache sicher zu erlernen. Dies schliesst ein:

  • Gute Vorbilder: Lehrpersonen und Mitschüler, die klare und korrekte Sprache verwenden
  • Konstruktive Rückmeldung zu AusspracheWortschatz und Grammatik
  • Unterstützung beim Wortschatzerwerb, damit sie ihn aktiv anwenden können, d.h. beim Schreiben oder Sprechen
  • Individuelle Förderung auf ihrem Leistungsniveau
  • Soziale Interaktionen, in denen sie die Sprache in unterschiedlichen Kontexten üben können
  • Geduldigen Umgang mit Fehlern

Aktiver und passiver Wortschatz – Was ist der Unterschied?

Beim Zweitspracherwerb ist es wichtig, zwischen dem aktiven und dem passiven Wortschatz zu unterscheiden. Beide spielen eine wichtige Rolle im Lernprozess:

  • Aktiver Wortschatz: Dies sind die Wörter und Ausdrücke, die eine Person aktiv verwendet – sei es in der gesprochenen oder geschriebenen Sprache. Ein grosser aktiver Wortschatz zeigt, dass das Kind ein hohes Mass an Sprachbeherrschung hat.

    Beispiel: Wenn ein Kind das Wort „begeistert“ in einem Satz verwendet, gehört es zu seinem aktiven Wortschatz.

  • Passiver Wortschatz: Dieser umfasst die Wörter und Ausdrücke, die ein Kind zwar versteht, aber nicht unbedingt selbst aktiv verwendet. Diese Wörter werden erkannt, wenn sie gehört oder gelesen werden, ohne dass das Kind sie spontan benutzt.

    Beispiel: Ein Kind versteht das Wort „begeistert“ beim Zuhören oder Lesen, benutzt es aber nicht aktiv.

Der aktive Wortschatz ist oft ein Indikator dafür, wie gut sich ein Kind in der neuen Sprache ausdrücken kann, während der passive Wortschatz zeigt, wie viel es versteht.

Wie können wir die Kinder im Zweitspracherwerb unterstützen?

Es gibt viele Möglichkeiten, um Kinder beim Erlernen einer zweiten Sprache zu unterstützen. Einige davon sind:

  • Vielseitige Aufgaben, die die Kinder zum Sprechen anregen
  • Vielseitiger Wortschatz, der in unterschiedlichen Kontexten verwendet wird
  • Aktive Nutzung des Wortschatzes fördern
  • Die Aussprache gezielt drillen: Wenn ein Kind Mühe mit einem häufig verwendeten Wort hat, sollte die Aussprache unbedingt korrigiert werden
  • Verschiedene Sprachgenres im Unterricht verwenden
  • Gezieltes Zuhören üben und unterstützen

Das Lernen einer neuen Sprache erfordert AusdauerKonzentration und ein gutes Gedächtnis. Die grösste Herausforderung besteht oft darin, die Motivation aufrechtzuerhalten. Viele Menschen hören auf zu lernen, sobald sie eine Sprache einigermassen beherrschen und sich verständigen können. Doch um ein hohes Niveau zu erreichen, muss auch dann fleissig weiter geübt werden.

Ich hoffe, dieser Artikel hat euch einen guten Einblick in die Herausforderungen und Chancen des Zweitspracherwerbs im Schulzimmer gegeben. Wenn ihr Fragen habt oder weitere Anregungen benötigt, zögert nicht, mich zu kontaktieren. Vielen Dank fürs Lesen – und bis zum nächsten Mal mit patschifigen Grüssen!

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